Marie Claire - (Februar?) 2003
Endlich erwachsen !
Was ist nur mit Leonardo DiCaprio los? Er lobt seine Eltern, macht Bildungsreisen - und besucht heimlich seine Oma in Deutschland Interview von Richard Pleuger
Marie Claire: Junge Filmstars heben h�ufig ab, um dann tief zu fallen. Wie erden Sie
sich?
Leonardo DiCaprio: (grinst) Woher wissen Sie, dass ich geerdet bin?
MC: Mal angenommen, Sie sind es....
LDC: Weil ich mich anziehe wie ein Penner? (lacht) Viele glauben, ich sei ein
Produkt der Traumfabrik Hollywood, nur weil ich hier geboren und aufgewachsen bin. Aber f�r die
Filmbranche habe ich mich erst mit 14 interessiert, als ich f�r die ersten Rollen vorsprach.
Tatsache ist, hier wohnen meine Familie und meine engsten Freunde.
MC: Klingt wie das Klischee von der heilen Welt Hollywood.
LDC: Ich wei�. (spricht mit aufgesetzter Stimme) "Meine Freunde sind immer absolut
aufrichtig zu mir." Aber es stimmt, sie w�ren die ersten, die mir sagen w�rden: "Du musst dein
Verhalten �ndern, Mann. Du kommst wie ein Trottel r�ber." Aber die coolsten Menschen, die ich kenne,
sind meine Eltern.
MC: Wer hat Sie mehr beeinflusst, Ihr Vater, der ehemalige Comic-Schreiber, oder Ihre
deutschst�mmige Mutter?
LDC: Schwer zu sagen. Die Ehrlichkeit und Standhaftigkeit habe ich von meiner Mutter. Sie hat
mich jeden Tag eine Stunde lang zur Schule nach Beverly Hills gefahren, weil wir in einer miesen
Gegend ohne Busanschluss gewohnt haben. Mein Vater ist in meinen Augen der intelligenteste Mann der
Welt. Mein Buddha. Ich verlasse mich auf seinen Rat - auch bei vielen beruflichen Entscheidungen.
MC: Es hei�t, Sie tun sich schwer mit Entscheidungen....
LDC: Sagen wir, ich bin w�hlerisch. Mein Vater und ich haben einen �hnlichen Geschmack. Er
kann mir ganz klar sagen, ob ein Filmprojekt wirklich gut ist.
MC: Was hat er Ihnen noch mit auf den Weg gegeben?
LDC: Er hat mir gro�e Pers�nlichkeiten n�hergebracht, zum Beispiel den Comic-Autor Robert
Crumb, den Dichter Allen Ginsberg oder den Psychologen und Philosophen Timothy Leary. Ich
interessiere mich sehr f�r surrealistische Kunst und sammle Robert Williams, Mark Ryden und Eric
White. Deren Bilder erinnern mich an die Comics meines Vaters.
MC: Sie haben sich in den letzten zwei Jahren ziemlich rar gemacht. Wieso?
LDC: Der Erfolg von "Titanic" hat mir unglaubliche M�glichkeiten er�ffnet. Aber wirklich
spannende Projekte zu finden ist das Schwerste auf der Welt. Ich will am Ende meiner Karriere nicht
auf drei�ig mittelm��ige Streifen zur�ckblicken, sondern ein Verm�chtnis gro�er Filme hinterlassen.
MC: Einer davon k�nnte "Gangs of New York" sein. Wie war die Zusammenarbeit mit Martin
Scorsese?
LDC:
Er ist mein Regieidol. Seit meinem 16. Lebensjahr habe ich davon getr�umt, mit ihm zu drehen.
Anfangs war ich nerv�s und hatte sogar Angst. Aber schon bald f�hlte ich mich so sicher, dass ich es
sogar wagte, eigene Ideen zu �u�ern. Unser n�chstes gemeinsames Projekt ist ein Film �ber den
Exzentriker Howard Hughes
MC: Stimmt es, dass Sie bei den Dreharbeiten von "Gangs of New York" in Rom Paparazzi mit
Pferde�pfeln beworfen haben?
LDC: (lacht laut) Klar. Lassen Sie es mich so sagen: Manchaml muss man die Dinge selbst
in die Hand nehmen. Auf dem Set wurden zwei M�dchen und eine Frau von einer Kutsche angefahren.
Und diese Aasgeier kamen gleich angerannt und fotografierten drauf los. Das fand ich widerlich.
MC: Au�erdem seien Sie schwierig und unp�nktlich gewesen....
LDC: Da ist �berhaupt nichts dran. Ich w�re doch ein vollkommener Idiot, wenn ich mich beim
Dreh mit Martin Scorsese st�ndig auf Parties besaufen und zu sp�t kommen w�rde. In neun Monaten
bin ich dreimal ausgegangen und war jeden Morgen p�nktlich am Set.
MC: Wie haben Sie sich in Rom denn dann die Zeit vertrieben?
LDC: Ich habe mir alle erdenklichen Museen und Denkm�ler angeschaut, bin nach Pompeji,
Florenz und Sardinien gefahren.
MC: Haben Sie die Zeit in Europa genutzt, um Ihre Gro�mutter im Ruhrgebiet zu sehen?
LDC: Nein, sie war vier Monate bei mir in Rom. Wenn ich an einem coolen Drehort bin, kommt
sie immer und schaut sich die Sehensw�rdigkeiten an. Manchmal, wenn ich drehfrei habe, besuche ich
sie heimlich in Deutschland.
MC: Vor kurzem haben Sie sich von dem Top-Model Gisele B�ndchen getrennt. Gibt es schon
ein neue Freundin?
LDC: �ber mein Liebesleben rede ich grunds�tzlich nicht. Man ist eine Weile eng zusammen,
dann trennt man sich. Vielleicht bleibt man befreundet, wenn man sich den gegenseitign Respekt
bewahrt hat. Ich habe gelernt, dass wirkliches Gl�ck sich nur in fl�chtigen, unerwarteten Momenten
zeigt.
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