Gala - 16. August 2007

 

Filmpremiere in Los Angeles

 

Wie w�r's mit Politik?

Sichtlich stolz pr�sentierte Leonardo DiCaprio einen ganz besonderen Film: "The 11th Hour" ist eine Dokumentation �ber das �kosystem Erde. Leo �bernahm den Part des Erz�hlers und wirkte als Produzent mit. Bei so viel Umwelt-Engagement - DiCaprio f�hrt ein Hybrid-Auto, hat Solarzellen auf seinem Haus und kauft nur biologisch angebaute Produkte - k�nnte er doch eigentlich auch in die Politik wechseln. "Nein, danach strebe ich nicht. Ich bin und bleibe Aktivist."

 

Interview mit Leonardo DiCaprio �ber Privatjets, Hippies und Dreharbeiten in Mutters Garage

Der Film "The 11th Hour" ist eine Art Hilferuf der Erde. Seit wann interessiert Sie das Thema Umwelt schon?

Bereits als kleines Kind habe ich im Fernsehen unheimlich gern Sendungen angeschaut, in denen es um Natur und Tiere ging. Auch die Arbeit der Biologen fasziniert mich schon sehr lange. Das hat bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Aber Sie unterscheiden sich von vielen Ihrer Kollegen. Sie engagieren sich besonders aktiv. Immerhin haben Sie f�r diesen Film fast keinen Cent Gage bekommen.

Ich habe vor zehn Jahren Al Gore kennengelernt. Er �ffnete mir die Augen f�r die Folgen der Klimakatastrophe, die sich gerade abspielt. Es hat mich stark beeindruckt, diesem Mann zuzuh�ren. Damals fasste ich den Entschluss, dass ich etwas gegen die Zerst�rung unserer Erde tun will.

Nun sind Sie als Star jemand, der viel reisen muss. Oftmals auch in Privatflugzeugen, die nat�rlich genau das Gegenteil von dem anrichten, was Sie erreichen wollen. Sie verpesten die Umwelt und zerst�ren die Natur.

Ich mache bestimmt nicht alles richtig, das gebe ich gern zu. Es geht nicht darum, dass ich den Menschen vorschreiben m�chte, wie sie ihr Leben zu f�hren haben. Aber ich glaube, dass wir das Bewusstsein der Leute �ndern k�nnen, indem wir sie aufkl�ren. Das ist unser Ziel. Und ich fliege �brigens sehr viel h�ufiger mit normalen Airlines, als mir nachgesagt wird. Ich versuche, meinen Beitrag beizusteuern.

Umweltschutz ist teuer. Nicht jeder kann es sich leisten, Solarzellen auf dem Dach des Eigenheims zu installieren.

Das wei� ich. Und deshalb m�ssen wir Umweltschutz auch f�r alle zug�nglich machen. Das muss ein politisches Ziel sein. Aber leider sind wir bei der momentanen F�hrung in den USA noch weit von einem solchen Ziel entfernt.

Dass Sie kein Anh�nger von George Bush sind, wissen wir, seitdem Sie vor der letzten Pr�sidentschaftswahl seinen Widersacher Kerry in 14 Bundesstaaten unterst�tzt haben. Im n�chsten Jahr stehen neue Wahlen an, haben Sie sich schon einen neuen Kandidaten ausgeguckt?

Leider hat mich bisher noch kein Kandidat �berzeugen k�nnen. Eine gute Umweltpolitik hat keiner von denen im Programm. Ich muss das noch weiter beobachten, bevor ich eine Entscheidung treffe.

Was sagen eigentlich Ihre Fans dazu, dass Leo DiCaprio seinen Gr�nen Daumen auf Hollywood dr�ckt?

Die Resonanz ist geradezu �berw�ltigend. So viele junge Menschen kommen auf mich zu und fragen, was sie tun k�nnen, um zu helfen. Ich habe das Gef�hl, dass sich derzeit eine globale Gemeinde bildet, die es sich zum Ziel machen will, unseren Planeten auch f�r die zuk�nftigen Generationen lebenswert zu erhalten.

Auf der anderen Seite gibt es die Hiltons, die Spears', die Lohans. Menschen, die ohne solche Ideale durch's Leben gehen...

Und auf merkw�rdige Art und Weise doch den Finger auf die Wunde legen. Konsum ist eine Krankheit, die uns alle betrifft. Wir konsumieren, um damit fehlendes Gl�ck zu ersetzen. Aber Gl�ck kann man nicht kaufen. Wir m�ssen endlich verstehen, dass jede Shopping-Tour auch eine Art Urnengang ist.

Glauben Sie denn wirklich, dass gro�e Unternehmen auf Sie h�ren?

[lacht] Ja, das glaube ich. Und nicht nur das. Gro�e Unternehmen haben gemerkt, dass die Umwelt "Big Business" bedeutet. Jeder Mensch m�chte eine gesunde Umwelt. Das hat eine gro�e marktwirtschaftliche Bedeutung. Silicon Valley investiert schon seit Jahren in alternative Energien. Unternehmen gehen dahin, wo sie verdienen k�nnen. Warum also nicht Geld mit einer gesunden Umwelt verdienen?

Sie machen den Eindruck, als seien Sie als Mensch in den vergangenen Jahren unheimlich gewachsen

Ich habe viel gelesen, mir viel Wissen angeeignet. Ich will an dieser Stelle aber auch mal klarstellen, dass moderne Umweltsch�tzer heute nicht mehr als langhaarige Hippies daherkommen, die nur K�rner essen. Umweltsch�tzer von heute sind Menschen, die klare L�sungen anbieten k�nnen, die einen Paradigmenwechsel einfordern, aber keine Revolution anzetteln wollen.

Was ist dran an dem Ger�cht, dass Sie f�r den Film auch die Garage Ihrer Mutter benutzt haben?

Das stimmt. Wir haben diesen Film mit so wenig Geld gedreht, dass ich meine Mutter einspannen musste. Ich habe sie gefragt, ob wir ihre Garage f�r einige Einstellungen nutzen k�nnen, und sie hat zugestimmt.

Frank Siering

 

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